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Führung rund um die Abtei: Seelsorger waren schon früh sozial engagiert

„Das Leben der Patres und Seelsorger in der Abteikirche hat Hamborn deutlich geprägt.“ Dieses Fazit zog Jörg Weißmann, Vorsitzender des Hamborner Heimatvereins, beim Tag des Offenen Denkmals. Die Abtei hatte als eines von zehn ausgewählten Denkmälern 2022 zum ersten Mal unter 800 Denkmälern landesweit an der Veranstaltung teilgenommen.

 

Schauplätze der Begegnung und Erkundung von insgesamt fast 150 Besuchern am Ort des 1136 gegründeten Klosters waren der Kreuzgang, Kirche und Schatzkammer der Prämonstratenser sowie der Abteifriedhof und das Viertel rund um die Abtei. Dazu gehörten Haltepunkte am früheren Gasthaus „Vom Hl. Geist“ über Abteischule, Junggesellenhaus, Hamborner Hof, Jupp-Siedlung bis zum Krankenhaus. „Ohne die Unterstützung der Pfarrseelsorger und die Ankunft der ersten Schwestern 1873 hätte es das enorme Wachstum des Krankenhauses auf bis zu 700 Betten vor 1918 nicht gegeben“, erklärt Weißmann unterwegs mit gut 40 Besucherinnen und Besuchern.

 

Obwohl die „Prämos“ von 1806 bis 1958 wegen der Enteignung des Klosters durch Napoleon nicht vor Ort waren, lebte und wirkte die Pfarrei gesellschaftlich und seelsorglich durch Priester und andere Menschen im rapide wachsenden Ort. „Hamborn hatte um 1900 weniger als 3000 Einwohner, überschritt aber 1911 mit der mehr als 30-fachen Zahl die 100.000 Einwohner Grenze als Großstadt.“ Für Weißmann waren Hamborner wie Zuwanderer auch sozial herausgefordert: „So spielten Pastöre mit Jugendlichen Fußball. Auf dieser Basis entstand später Hamborn 07. Deren Spielstätte gegenüber vom Vereinslokal Hamborner Hof verschwand erst mit dem Bau der Autobahn direkt aus Alt-Hamborn.“

 

Auf dem Friedhof würdigte Weißmann auch Pater Dr. Ludger Horstkötter. Der im März verstorbene Ordensmann von der Abtei war auch Ehrenmitglied des Heimatvereins. Weißmann: „Er entzifferte zum Beispiel lateinische oder niederländisch beeinflusste Urkunden oder auch Inschriften auf Grabsteinen.“ Und erarbeitete so bei der Analyse persönlicher Daten oder der Zehnt-Abgaben von Bauerhöfen an die Abtei viele wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge von Alt-Hamborn aus allen Jahrhunderten.

Architekt Ralf Badura gab Informationen zur Restaurierung des Denkmals im Frühjahr und Sommer 2022.
Architekt Ralf Badura gab Informationen zur Restaurierung des Denkmals im Frühjahr und Sommer 2022.

Auf Spuren der Historie verschaffte am Tag der Offenen Denkmals Pater Altfried Kutsch (Bild oben) von der Abtei vielen Gästen Durch- und Einblicke. In der Schatzkammer des Klosters konnten sie Jahrhunderte alte Messgewänder, eine Monstranz, aber auch 1969 geborgene Scherben aus dem 9. Jahrhundert bestaunen. Durch die Aufmerksamkeit des Historikers Pater Horstkötter gesichert, verweisen sie auf die Ursprünge des für Weißmann wohl bedeutendsten Duisburger Denkmals. „Die Scherben geben Zeugnis von einer Eigenkirche im Besitz des Adels.“

 

Auf diese Kirche im beinahe unbewohnten Heidegebiet folgten eine Pfarrkirche und die nach 1945 neu aufgebaute Klosterkirche. Über die Sanierung der hellen Außenmauern der Abtei im Frühjahr und Sommer 2022 informierte am Tag des Offenen Denkmals auch Architekt Ralf Badura. Ersetzt wurden unter seiner Leitung über 60 Jahre alte Anker zur bleibenden Sicherung der Außenwand von St. Johann. Der Schutz dieses Denkmals bleibt bis heute eine öffentliche Aufgabe als Ausgleich für die Enteignungen Napoleons. So wie bei allen Staatspatronatskirchen, die das Land NRW entscheidend unterstützt.