„Advent ist dann, wenn wir mit Mitmenschen ohne Vorurteile umgehen!“ Das war Thema eines Textes in der Reihe der täglichen Gemeinde-Adventsfenster in Neumühl. Der Abend war einer von vielen im Advent vor beleuchteten Häusern beim Hören vorweihnachtlicher Texte und dem Singen. Gastgebende sind bis zum 23. Dezember immer Menschen bei sich zu Haus, an Sozialeinrichtungen und vor Geschäften . In Alt-Hamborn gab es außerdem einen Abend mit immerhin 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Barbara Schweers hatte Besinnliches und Nachdenkenswertes in einem Impulstext vor der Gaststätte Liesen vorgetragen, die adventlich beleuchtet und einladend geschmückt war. Bei Gitarrenbegleitung mit Martina Rotering und Jugendlichen ihres früheren Chores sangen die Menschen Weihnachtliches. Jessica - eine Teilnehmerin des bis vor kurzem aktiven Chores „Kreatives Chaos“ - erfreute die Gäste des Abends solo mit Zuckowskis weihnachtlichen Song „Wär uns der Himmel immer so nah“.
In der Neumühler Gerlingstraße waren dagegen rund 15 Erwachsene Gäste von Barbara Rulle – und auch zwei Enkel der jungen Rentnerin. Die Gastgeberin hatte die Geschichte vom Chefarzt ausgesucht, der ein lebensgefährlich erkranktes Kind operieren musste. Der Arzt war per Notruf von der Beerdigung seines eigenen drei Tage zuvor verstorbenen Kindes zum Krankenhaus gerufen worden. Er begegnete dem Vater seines kleinen Patienten vor der Not-OP und erntete heftige Kritik und Beschuldigungen: Als Arzt sei er zu spät zur Hilfe gekommen. Verdeckt wurden Vorurteile über den Mediziner laut, der in dieser Situation zur bereitschaft nicht im Krankenhaus war. Bis ein Kollege den erregten Vater nach der gut verlaufenen OP über die private Situation des Operateurs aufklärte.
Um die vorweihnachtlich beleuchte Laube an Hof und Garten der Neumühler Gastgeberin bestimmten Lieder vom Licht vor Weihnachten und von der Vor-Freude auf das Fest die Atmosphäre. Bei Stollen, Glühwein und Schmalzbrot mit Grieben war aber nicht allein nur die Geschichte vom Vater und dem Chefarzt wichtig. Gemeinschaft und Begegnungen zählten genau so wie das Singen. Lotta, neunjährige Enkelin von Barbara Rulle, freute sich über Zuckowskis „In der Weihnachtsbäckerei“. Sie spielte auch mit ihrem kleinen Bruder, während die Erwachsenen „Mache Dich auf und werde Licht – denn dein Licht kommt …“ sangen.
Rulle und ihre Gäste, darunter auch Gastgeberinnen weiterer Neumühler Adventsfenster, genossen das Zusammensein. Die Gastgeberin freute sich besonders über die Menschen aus der Gemeinde am von ihr bewusst ausgewählten Tag des 70. Geburtstags ihres verstorbenen Mannes. „Er wäre froh und auch in diesem Advent dabei gewesen“, sagte sie über die langjährige Tradition dieses Advents-Singens, Betens und der Begegnung und Glaubensfeier. „Advent ist, wenn wir mit Menschen ohne Vorurteile umgehen“, schloss der erzählte Impuls an der winterlichen Laube.