Für Theresa (5) ist es das erste Mal im Leben, dass sie einen Nistkasten baut. Mit ihrem Vater Andreas (39) hat sie auf der Wiese hinter St. Barbara, Röttgersbach, bereits sechs vorbereitete Platten passgerecht zum Häuschen verschraubt. Während seine Tochter nach dem grün bemalten Dach nun die Rückwand rot streicht, beobachtet Mutter Angela den dreijährigen Joachim. Er bringt Farbtupfer auf seinem Nistkasten am Boden im Gras an.
Zum Frühlingsstart hatte die eigenständige Gemeinde St. Barbara Erwachsene und ihre Kinder zum Nistkastenbau eingeladen. „Es ist noch nicht lange her, dass bei uns im Kirchturm sogar Turmfalken einzogen“, erklärt Sigrid Braitschink. Mit ihrem Vetter Michael Braitschink und Tobias Lechte aus der ehrenamtlich geleiteten Gemeinde hatte sie alles vorbereitet und freut sich jetzt über zwölf Kinder und elf Erwachsene hinter der Kirche. Bevor alles losging, war ein Fachkundiger vom Naturschutzverband BUND zu Gast im Vorbereitungsteam und erklärte, was für die Vögel beim Bau optimaler Quartiere zu beachten ist. Theresa, die jetzt unter dem Einflugloch eine im Holz vorgebrannte Vogelsilhouette in dunklem Blau ausmalt, freut sich schon auf ihre künftigen Gäste: „Da sollen auf unserem Balkon Blaumeisen oder Rotkehlchen, aber keine Tauben einziehen.“
„Nicht nur Vögel sind im Frühling zu Hause ein besonderes Thema“, erklärt ihre Mutter, wie sich bei der Großen im letzten Kindergartenjahr immer mehr Interesse für die Natur zeigte. Als Theresa und ihre Freundin Lina aus der KiTa St. Barbara von der Bastelaktion hörten, war klar, dass sie unbedingt mitmachen wollten. Am Ende der Kirchenwiese zeigen jetzt viele Kinder stolz ihre fertigen Nistgelegenheiten.
Auf ein Wiedersehen mit Turmfalken und Fledermäusen
Noch einige Schritte weiter ist gerade ein fast drei Meter breiter Kasten fertig geworden, Messdiener und Teenager Maarten hat diese Heimat für größere Vögel mit Sophie Reisig und Tobias Lechte vom Pfarrgemeinderat gezimmert. „Wenn diesmal kein Turmfalke kommen sollte, freuen wir uns auf Schleiereulen“, ist der Dreißigjährige zuversichtlich. Die Vogel-Heimat wird in etwa zehn Meter Höhe im Turm-Inneren im April eingebaut. Außerdem wollen Lechte und andere Aktive auch Schall-Lamellen baulich so verändern, dass hier Fledermäuse heimisch werden könnten. Nach eineinhalb Stunden verlassen Theresa, Joachim und ihre Eltern sowie alle anderen Bastelfans den Kirchengarten. Gefreut hat Sigrid Braitschink, dass ein junges Paar Anfang 20 fragte, ob man auch ohne Kinder mitmachen dürfe.
„Die beiden wollen vermutlich schon zum Kirchenkino im Gemeindesaal am 28. März wiederkommen“, berichtet sie. Das Paar, Eltern und alle Kinder hatten Spaß. Fast sieben Jahre nach dem Start des Gemeindeprojekts ohne Kirchensteuermittel und einen dauerhaft zuständigen Priester stehen die Ehrenamtlichen für Leben in und außerhalb der Kirchenmauern ein und sind für „Neue“ von außen offen.