Sie wird Mahnmal bleiben – zumindest noch für einige Wochen. Die Schlurflur-Wand, die im Abtei-Gymnasium auf einer drei Handteller großen Fläche mit einem Hakenkreuz und beleidigenden Worten gegen Juden versehen wurde. Sie ist aber jetzt gerahmt von 800 ,,Denkblasen“. Darin hielten die Schüler des „Abtei“ mit persönlichen Äußerungen fest, was sie von den antisemitischen Schmierereien halten. Die Schule ist seit einigen Jahren stark aktiv in der Erinnerungsarbeit über die dunkelsten Jahre des 20. Jahrhunderts in Hamborn. Sie hat Verbindungen zu Nachfahren Hamborner Opfer der NS-Zeit - und Schülerinnen und Schüler informieren über Hintergründe.
Die Denkblasen-Initiative der Schülerinnen ist auch von Schulseelsorger Hermann-Josef Grünhage und Lehrerin Christina van Laack getragen. Van Laack, Grünhage und Sozialarbeiterin Christina Stockhorst fassten Ende 2021 den Entschluss, dass die Schmierereien wie gesetzlich gefordert verhängt, aber nicht einfach übertüncht wurden. Plexiglas, über dem die Sicht verhängt und geöffnet werden kann, sichert den Ort, der zur Wand der Auseinandersetzung wurde.
Der Schwerpunkt Erinnerungs- und Geschichtskultur am „Abtei“ – von der Schulleitung gewollt und unterstützt – umfasst aber noch mehr. van Laak, ehemalige Abtei-Schülerin und junge Lehrerin für Geschichte und die Erinnerungskultur koordiniert Veranstaltungen von der jährlichen Siebtklässler-Wallfahrt zu Glaubenszeugen und Widerständlern nach Xanten über andere Exkursionen. Es gibt auch Gruppen, die die Verlegung von Stolpersteinen in Hamborn begleiten. Eine wird im Frühjahr 2022 in Marxloh dabei sein, wenn in der Dahlstraße fünf „Stolpersteine“ verlegt werden. Mit den Nachfahren jüdischer Inhaber, deren Existenz 1938 bei der Pogromnacht verbrannte, gedenken die jungen Hambornerinnen und Hamborner dem Schicksal der vor den Nazis Geflohenen. Der Kontakt entstand, als die Verwandten in Israel auf der Homepage des Gymnasiums von ihren Vorfahren lasen.
Bereits 2007 waren Verbindungen des ,,Abtei“ auch zu einer anderen Familie aus Hamborn entstanden. An die Goldfarbs erinnert schräg gegenüber der Buchhandlung ,,Lesezeichen“ an der Emscherstraße seitdem ein Stolperstein. Die Familie Goldfarb brachte ihre Kinder Bernhard und Edith nach Bedrohungen 1938 über Amsterdam und England in Sicherheit.
Edith hatte bis 1938 das Abteigymnasium besucht. Ihr Bruder Bernhard überlebte und knüpfte 2007 mit 78 Jahren die Verbindung zur Schule in der Stadt seiner Jugend. So wird bis 2024 wird Familie Goldfarb am Gymnasium im Mittelpunkt einer für Sechs- bis Zehnjährige entwickelten und dann veröffentlichten Graphic-Novel stehen. Bilder und andere Darstellungen vermitteln den Grundschülern dann altersgemäß Fakten. Die Geschichte wird dabei natürlich aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen erzählt. Sie will emotional bei den Grundschülern angekommen. Das Konzept entwickeln Mädchen und Jungen des Gymnasiums derzeit in einem Arbeits-Team. Fazit: Erinnerung an der Schule lebt. Ähnlich wie bei der Denkblasen-Aktion sollen Schüler in Zukunft ihre Erfahrungen jährlich in Projekttagen und für die Gestaltung von Zukunft nutzen.